Letzten Monat, während meine Tochter und ich bei der Olivenernte auf einem Biohof in der Toskana halfen, entführte mich meine Gastgeberin zur „Festa della Castagna“. Es ist das Fest der Kastanie in der mittelalterlichen Altstadt des nahgelegenen Örtchens Sassofortino. Auf ihre Einladung hin probierte ich, mehr aus Verlegenheit, einen mir unbekannten Blechkuchen. Dieser entpuppte sich als unglaublich lecker und überraschend wenig süss, dafür leicht nussig und mit dem würzigen Aroma von Rosmarin. Wie sich dann herausstellte, war es ein Castagnaccio, der berühmte toskanische Kastanienmehlkuchen.
Wieder zu Hause, konnte ich den ungewöhnlich leckeren Geschmack und das Wohlgefühl beim Essen nicht vergessen und machte mich auf die Suche nach einem Rezept. Nebenbei stiess ich auf interessante Hintergründe zu diesem Rezept, dass schon seit dem frühen Mittelalter in dieser Region als „il pane dei poveri“ dem Brot der Armen bekannt war.
Der Castagnaccio ist ein einfacher Kuchen, der aus Kastanienmehl, Nüssen Rosinen und Rosmarin hergestellt wird.
Esskastanien waren in früheren Zeiten in bergigen Gebieten, wo nicht viel Getreide angebaut werden konnte, ein wichtiges Nahrungsmittel der Landbevölkerung. Es hiess, dass ein Kastanienbaum pro Person das Überleben im Winter garantierte. Das erklärt vielleicht auch den grossen Park mit den vielen wunderschönen, uralten Kastanienbäumen oberhalb des Dörfchens Sassofortino.
Schon vor rund 2.000 Jahren wuchsen Edelkastanien in Zentralasien und verbreiteten sich von dort aus im gesamten Mittelmeerraum. Heute gedeihen die zu den Buchengewächsen gehörenden Bäume überall dort, wo ein warmes mildes Klima herrscht.
Kastanienkuchen ist ein sehr gesunder Nachtisch.
Das Kastanienmehl ist von Natur aus leicht süß, so dass man zum Backen keinen zusätzlichem Zucker braucht. Ausserdem enthält Kastanienmehl kein Gluten und neben hochwertigem Eiweiss, wenig Fett, Ballaststoffen, wertvolle Inhaltsstoffe wie Vitamin E, C, alle B-Vitamine sowie das Provitamin A und Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalium, Calcium, Phosphor, Schwefel, Eisen, Magnesium, Kupfer, Mangan.
- stärken die Nerven. Aufgrund des Vitamin B und des Phosphor helfen Sie bei geistiger und körperlicher Erschöpfung.
- entspannen. Die Aminosäure Tryptophan, hilft uns bei der Entspannung und lässt uns leichter einschlafen.
- sind leicht verdaulich und liegen sie nicht schwer im Magen.
- sind reich an basischen Mikronährstoffen und wirken dem Säure-Überschuss im Körper entgegen. Daher sollten auch Rheuma-Kranke regelmäßig Maronen essen.
- geben Kraft. ZB. nach Krankheit, stressreichen Tagen oder einer Operation.
- stärken Knochen und Zähne. Die Kombination von Calcium und Phosphor ist besonders für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen wertvoll.
- helfen bei Krampfadern und Venenproblemen durch den Wirkstoff Bioflavonoid Rutin ua.
Nach der traditionellen chinesischen Medizin bewegt die Kastanie das Blut, wo es ins Stocken geraten ist und tonisiert den Energiekreislauf von Niere und Milz.
Das Rezept
Zutaten:
350g Kastanienmehl
ca. 450ml Wasser
Prise Salz
50g Rosinen
und nach Geschmack
zwischen 50 und 100ml Olivenöl
50 g Pistazien oder Walnüsse
1–2 Zweige Rosmarin
Zubereitung:
Das Mehl mit dem Öl, Wasser und Salz zu einem glatten, cremigen Teig verrühren. Die Hälfte der Rosinen und Nüsse dazugeben. Den Teig in eine flache, gefettete Form geben, nicht höher als 1cm. Die restlichen Rosinen und Nüsse, sowie die Rosmarinnadeln und etwas Olivenöl darauf verteilen und bei 180 – 200°C für ca. 30 Minuten backen. Es bilden sich die typischen Risse in der Oberfläche. Schmeckt lauwarm am besten und kann auch am nächsten Tag noch einmal aufgewärmt werden. Variationen: geriebene Orangenschale, Rosinen vorher in Orangensaft oder Cognac einlegen.
Guten Appetit!
Quellen: http://www.karinwallnoefer.com/blog/2015/10/12/die-kastanie
https://www.vitamine.com/lebensmittel/maronen/Wikipedia