Trotz Lockerungen sollten wir nicht leichtsinnig werden und weiterhin so gut wie möglich physische Distanz wahren – um gefährdete Menschen aber auch uns selbst vor dem Corona-Virus zu schützen. Allerdings können kleine Unternehmen, Kulturschaffende und Künstler jetzt besonders unsere Unterstützung gebrauchen. Wie können wir achtsam und solidarisch konsumieren, ohne aus dem Haus zu gehen? 5 Tipps.
Wir werden wohl noch ein bisschen weiterleiden in den nächsten Tagen. Und uns vielleicht auch ein wenig in Demut üben. Denn was diese seltsame Zeit auch zeigt, ist wie frei und unbedarft wir oft durchs Leben gehen. Mit unbegrenztem Zugang zu Entertainment, Shoppingmöglichkeiten und Ablenkung und vor allem zu sozialen Kontakten, meist nicht oder wenig belastet von Sorgen um Gesundheit und Finanzen oder gar die wirtschaftliche Gesamtsituation im Land.
Gewohnt, jederzeit und grenzenlos konsumieren können, wonach uns gerade ist,
fällt es schwer, in der ganz alltäglichen Freiheit eingeschränkt zu sein. Dennoch ein vergleichsweise kleines Opfer, wenn man an diejenigen denkt, die es zu schützen gilt – Ältere, Vorerkrankte, Menschen mit schwachem Immunsystem. Und die, die nicht zuhause bleiben „dürfen“ und momentan die härtesten Jobs für uns alle machen: vor allem Ärzte und Pflegepersonal, aber auch Supermarktangestellte, ApothekerInnen, Polizisten.
Es gibt aber auch sehr viele Menschen, die jene schöne heile Konsumwelt bislang für uns bereitgestellt haben und jetzt ganz plötzlich – oder in dieser Situation umso mehr – um ihre Existenz bangen müssen. Gastronomen, Künstler, Kulturschaffende, Freiberufler… Die Liste ist lang. Für viele kann man spenden oder Voucher und Gutscheine für einen Besuch nach der Corona-Krise kaufen. In Berlin zum Beispiel über helfen-shop.berlin.
Man kann aber auch das Nützliche mit dem Hilfreichen verbinden und durch sinnvollen Konsum zu einer besseren Situation vieler beitragen. Korrekt, fair und nachhaltig shoppen und genießen geht auch vom Sofa aus. Mit kurzen Lieferwegen und ohne Virengefahr.
Wichtige Info vorab: die meisten Spontan-Initiativen sind nicht sofort auf den Webseiten zu finden, sondern werden in den sozialen Medien gepostet.
Solidarität zeigen
Seit Beginn der Krise sind dankenswerter Weise immer mehr soziale Aktionen aus dem Boden gesprossen, die du unterstützen kannst. Wie das #keinerkommt-Festival, zu dem niemand kommt und stattdessen Spenden für die Hamburger Kulturszene gesammelt werden. Wohnzimmer- und Autokino-Konzerte, Sport- und Weiterbildungs- und Gesundheitsprogramme, die online funktionieren. Oder Restaurants, die für VerkäuferInnen, ÄrztInnen, PflegerInnen und Co. kochen. Besonders wichtig: Auch an die zu denken, die gar kein Zuhause haben. Organisationen, die Obdachlose oder Flüchtende unterstützen können jetzt mehr denn je Unterstützung gebrauchen.
Du möchtest auch aktiv werden, hast aber gerade keine Kapazitäten für finanzielle Spenden? Über Aktionen wie Quarantänehelden kannst du deine Nachbarn unterstützen – oder dir selbst Hilfe holen. Aktionen wie diese zeigen die positiven Dinge, die so eine Krise in uns als Gesellschaft hervorrufen kann.
Das Nötigste und Leckerste per Lieferdienst
Die gute alte Biokiste könnte jetzt ein Revival erleben und ist eine super Idee, um
Erzeuger zu unterstützen, die sonst unter anderem Restaurants beliefern. Und kontakt- und virenfrei einzukaufen! Viele von ihnen hatten und haben große Verluste zu verzeichnen. Einige Anbieter bieten ein Sortiment an, das dem eines Biosupermarkts durchaus gleich kommt. Und bei kleinen unabhängigen Shops, Feinkostläden und Co. mit Online-Bestellmöglichkeit bekommt man die zusätzlichen, besonderen Goodies.
Fine Dining in der Krise
Restaurants und Einzelhändler schließen ihre Türen – und bangen um ihre Existenz. Einige haben sich bereits Alternativen ausgedacht. Bei einigen konnte man sich bereits während des Lockdowns Zutaten plus guten Wein für ein ganzes Festmahl nach Hause bestellen, bei anderen bleibt die Küche nicht kalt, sondern wird zum Brotbacken oder Einmachen genutzt. Die fertige Ware kann man bestellen und durch die Fensterausgabe erstehen. Und viele weitere bieten jetzt einen temporären Online-Bestellservice an. Wichtigste Informationsquelle dafür: die Social Media-Kanäle der Lokalitäten.
Besonders toll: einige Restaurants und Bäckereien bieten Gratiswaren für die großen Helden des momentanen Alltags an – Gesundheitspersonal, Polizisten, Feuerwehrmänner etc. Großartig!
Entertainment vom Sofa aus
Geschlossene Clubs, Konzertsäle und Theater, abgesagte Tourneen und Premieren: Musiker und Kulturschaffende sind jetzt besonders darauf angewiesen, dass man wieder Tonträger und Fanartikel kauft, ihre Songs in Dauerschleife streamt oder ihre Fundraising- und Crowdfunding-Aktionen unterstützt. Einige spielen aber auch zuhause oder im leeren Club und übertragen Euch die Show ins Wohnzimmer. Ähnliches gilt für Sport, Tanz, Meditation… Viele Fitness- und Yogastudios bieten Online-Kurse an, oft mit Corona-Rabatten. Einfach mal in den Sozialen
Medien und auf den Crowdfunding-Plattformen die Augen offenhalten.
Support your local Dealer — online
Auch nachhaltig Shoppen bei kleinen Anbietern ist von zuhause aus möglich. Es gibt zahlreiche lokale Unternehmen, bei denen man inzwischen auch online bestellen kann. Einige findige werden in den nächsten Tagen und Wochen noch dazukommen und Bestellmöglichkeiten bereitstellen. So wie einige Buchläden, die schon jetzt guten Lesestoff per Fahrrad ausliefern. Einfach die unabhängigen Lieblingsläden durchgehen und deren Social-Media-Kanäle checken. Oder auch selbst die Initiative übernehmen: Gibt es keinen Shop, einfach mal nachfragen, ob man unbürokratisch per Mail bestellen kann.
Valérie Hasenmayer ist freiberufliche Autorin und Texterin und beschäftigt sich viel mit Themen, die Nachhaltigkeit und fairen Handel betreffen. Auf dem Instagram-Account @the_good_guide_berlin sammelt sie momentan gut-konsumieren-Tipps – hauptsächlich für Berlin, aber auch darüber hinaus. Sie hat diesen Text im April verfasst. Wir finden, der Text ist immer noch hochaktuell.