Die Alexander-Technik geht davon aus, dass Körper und Geist einheitlich funktionieren. Wenn wir alltäglichen Dingen wie Laufen, Sitzen, Reden, Musizieren, Sport treiben etc. nachgehen, dann tun wir das auf unsere einzigartige, gewohnte Weise. Fast unbemerkt können sich in diese Tätigkeiten übermäßige Muskelanspannungen einschleichen, die sich im Laufe der Zeit für uns richtig anfühlen, es aber nicht unbedingt sind. Spätestens wenn sich Müdigkeit oder Schmerz einstellen, denken wir: Jetzt müssen wir aber etwas dagegen tun. Hier setzt die Alexander-Technik an: Müssen wir wirklich etwas tun?
Der Schauspieler Frederick Matthias Alexander (1869-1951) bemerkte, dass der Verlust seiner Stimme mit dem Gebrauch seines gesamten Bewegungsapparates zusammenhing – sein Kopf beispielsweise warf er in den Nacken, sein Brustkorb hob er stark an und sogar in seinen Füßen waren Anspannungen notwendig, damit er das Gefühl von „jetzt kann ich laut vortragen“ hatte. Alle Versuche etwas direkt zu ändern schlugen fehl. Der gesamte Bewegungsapparat konnte erst dann frei werden, als er sich untersagte an das Reden zu denken. In dieser Pause entdeckte er, wo sich seine Anspannungen lösten und konnte diese bewusst beim nächsten Versuch unterlassen. Mit Hilfe dieser Schritte der Eigenbeobachtung entwickelte er eine neue Art des Körperbewusstseins, dass ihn befähigte fortan frei, flexibel und ohne Schmerzen vorzutragen, ja sich bis ins hohe Alter mit Leichtigkeit zu bewegen.
Wenn Sie jetzt einen Augenblick pausieren – wie sitzen Sie da? Stützen Sie sich mit den Armen oder Händen ab? Was tun die Beine? Fokussieren Sie Ihren Blick auf den Bildschirm oder können Sie auch die Peripherie wahrnehmen? Sitz ihr Kopf locker auf dem Rumpf oder haben sie das Kinn vorgestreckt um besser lesen zu können? Oftmals schenken wir der Art und Weise, wie wir in unserem Körper sind, keine Aufmerksamkeit. Frederik Matthias Alexander entdeckte, dass ein ausgeglichenes Verhältnis von Kopf-Hals und Rücken von zentraler Bedeutung für das gute Funktionieren des gesamten Organismus (also Atmung, Verdauung, Blutkreislauf etc.) ist. Sobald wir durch Gedanken oder auch gewohnte ungünstige Haltungen mehr Muskelspannungen verursachen als notwendig beeinflusst das unsere Wachsamkeit sowie das Reaktionsvermögen und kann mit der Zeit zu Schmerzen führen. Insofern können Sie mit der Alexander-Technik auch bei scheinbar statischen Tätigkeiten wie dem Sitzen am Computer Ermüdung und gesundheitlichen Beeinträchtigungen vorbeugen.
Wie wird die Alexander-Technik vermittelt? Die Alexander-Technik wird überwiegend in Einzelstunden vermittelt. Es bedarf mehrerer regelmäßiger Stunden, bis ein Erfahrungswissen aufgebaut ist, das jemanden befähigt, die Prinzipien der Alexander-Technik in seinem Alltag anzuwenden. Durch verbale und manuelle Impulse in Ruhepositionen und anhand von Alltagsbewegungen wie dem Gehen, Sitzen, aufstehen, stehen und etwas heben etc. erlernen Sie überflüssige Muskelspannungen wegzulassen und sich neu zu koordinieren. Danach kann an spezifischen Bewegungsabläufen gearbeitet werden, wie z.B. Bildschirmtätigkeiten, Radfahren, Schreiben oder Musizieren. Je sensibler Sie für diese leichte, bewusste Körperkoordination werden, umso leichter können Sie selbst erkennen, wann dieses Gleichgewicht durch Reize von innen oder außen gestört wird. So lernen Sie allmählich ungünstige, übermäßige Reaktionen zu unterlassen, so dass Sie bewusster Einfluss auf Ihr gesamtes Tun nehmen können und ruhiger und gelassener werden.
Für wen eignet sich die Alexander-Technik? Die Alexander-Technik eignet sich für Menschen jeden Alters, die Freude daran haben die Leichtigkeit Ihres Bewegungspotentials im Alltag zu untersuchen und Ihre körperlichen und geistigen Kräfte besser koordinieren und einsetzen möchten. Häufig sind darunter solche mit einem spezifischen Interesse wie z.B. Musiker/innen Schauspieler/innen und Sportler/innen. Als ganzheitlich integrierende Selbstschulung ermöglicht die Alexander-Technik Menschen mit Schmerzen oder Krankheits- und Unfallfolgen besser umzugehen oder sie allmählich zu überwinden.
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