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Glutenfrei leben [Teil 1]: Fragen und Antworten

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Wir lieben Getreide. Es ist die Nr. 1. auf der Speisekarte. Warum nun glutenfrei leben? Studien belegen, dass das Klebereiweiß Gluten, dass in vielen Getreidearten enthalten ist, unserem Körper inklusive Gehirn kurz- oder langfristig schaden kann. Wir versuchen uns dem hochaktuellen Thema mit Zahlen und Fakten, eigenen Erfahrungen und Tipps zur Ernährungsumstellung zu nähern. Experten werden ebenso zu Wort kommen. Zum Einstieg stellen wir zur Orientierung den ersten der 3 wichtigen Grundbegriffe zur Diagnose vor:

Was bedeutet Zöliakie?

Zahlen und Fakten
Mindestens 6% der Bevölkerung vertragen statistisch gesehen kein Gluten (= Glutensensitivität). 1% reagieren drastisch mit Autoimmunreaktionen, genannt Zöliakie. Die Ergebnisse beruhen auf den neuesten Forschungen von Prof. Fasano und Team, basierend auf einer ersten breitangelegten amerikanischen Studie von 2004. Es ist davon auszugehen, dass die Zahlen für Europa identisch sind. Gluten gilt bei entsprechend sensiblen Personen aber auch als möglicher Auslöser für andere Autoimmunkrankheiten wie Rheuma oder Multipler Sklerose und es ist nachweislich für Demenz verantwortlich.

Zöliakie
Bei der Zöliakie handelt es sich um die meistverbreitete genetisch bedingte Erkrankung der Menschheit. Sie tritt wesentlich häufiger aus als Diabetes Typ 1. Die Zöliakie ist eine Autoimmunreaktion, bei der die Immunantwort quasi verrückt spielt und die körpereigenen Zellen angreift. Autoimmunreaktionen haben sehr unterschiedliche, jedoch immer schwerwiegende Krankheitsbilder. Die Entdeckung von Dr. Fasano, dass bei vielen Zöliakie-Patienten die Darmwand durchlässig geworden ist (Leaky-Gut-Syndrom), stellt auch einen möglichen Zusammenhang zur Mitverursachung z.B. von Diabetes Typ 1 dar.

“Die Geschichte der Zöliakie ist in eine neue Phase getreten. Indem wir mehr darüber erfuhren, auf welche unterschiedliche Art und Weise Gluten die Gesundheit von Menschen angreifbar macht, haben wir auch gelernt, dass die Z. nur ein Teil des ganzen Gluten-Szenarios ist. In dem großen Puzzlebild der glutenbedingten Gesundheitsstörungen, Weizenallergie- und Glutensensivitität eingeschlossen, fehlen viele Teilchen, die noch darauf warten, eingefügt zu werden.” Dr. Allessio Fasano

Alle Krankheiten beginnen im Darm. (Hippokrates)

Woran erkenne ich, dass ich kein Gluten vertrage?
Das ist sicherlich eine der am häufigsten gestellten Fragen. Und es gibt viele Antworten darauf. Was die wenigsten wissen: Gluten ist ein Klebereiweiß, dass grundsätzlich vom menschlichen Körper nicht verarbeitet werden kann. Der Körper braucht also kein Gluten. Auch wenn laut Dr. Fasano die Mehrheit der Menschen Gluten möglicherweise verträgt, so ist, wie von ihm bereits beschrieben, das große Puzzlebild der glutenbedingten Gesundheitsstörungen noch längst nicht erforscht. Eine Vielfalt von Krankheiten wie Depressionen, Demenz, ADHS und vieles mehr, können inzwischen ebenfalls in den direkten Zusammenhang mit Gluten gebracht werden. Für die individuelle persönliche Analyse empfiehlt es sich, einen Heilpraktiker aufzusuchen, der Experte auf diesem Gebiet ist.

Wo ist Gluten enthalten?
Gluten ist in folgenden Getreidearten enthalten:

  • Weizen
  • Roggen
  • Gerste
  • Grünkern
  • Dinkel
  • Urweizenformen: Kamut, Einkorn, Urkorn, Emmer
  • Triticale (neue Getreideart)
  • in einer Abwandlung auch im Hafer.

Da Gluten durch wesentliche Eigenschaften für die Lebensmittel-Technologie hilfreich ist, wird es oft auch bei Produkten eingesetzt, bei denen dies nicht zu erwarten wäre. Gluten emulgiert, geliert, bindet Wasser, stabilisiert Mischungen und ist ein guter Träger für Aromastoffe und wird daher vielseitig als Hilfsstoff eingesetzt.

– Fortsetzung folgt –

Dr_FasanoQuellen:
Unser Faktenwissen entstammt dem umfassenden Ratgeber “Die ganze Wahrheit über Gluten“ von Dr. Alessio Fasano & Susie Flaherty, erschienen im Südwest-Verlag im April 2015, sowie dem Buch “Alltagsautisten – Ein Reparaturhandbuch“ von Katerine Dyckmans, erschienen im Shaker Media Verlag 2014. //
Prof. Dr. Alessio Fasano ist Kindergastroenterologe und Direktor des Zentrums für Zöliakieforschung am MassGeneral Hospital for Children (MGHfC) in Boston, Massachusetts. Als renommierter Arzt und Forscher mit internationalem Ruf ist er ein gefragter Experte. Neben seiner praktischen Tätigkeit lehrt er als Gastprofessor für Kinderheilkunde an der Harvard Medical School. Nach zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen hat er gemeinsam mit Susie Flaherty, der Kommunikationschefin des Zentrums für Zöliakieforschung, seinen ersten Ratgeber für ein breites Publikum geschrieben. // Katerine Dykmans lebte über zehn Jahre in Asien und China und studierte dort Medizin, arbeitete an vielen Hospitälern und leitete mehrere Forschungsprojekte zur Wirksamkeit und dem genetischen Einfluss der chinesischen Kräuter, insbesondere deren Einfluss auf unser Gehirn. Sie arbeitet als TCM-Neurotherapeutin und bildet dazu aus. www.alltagsautisten.de

Text: Katharina Wyss & Ute Baacke
Foto oben: © Jute Bäckerei, Berlin

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